14. November 2024
Eine Ausstellung über Vögel

Die bei feldfünf gezeigte Ausstellung ist der Abschluss eines Projektes mit
einer Gruppe von Kindern der dritten Klassen. Die Ausstellung zeigt nicht nur
Zeichnungen einzelner Vögel, die Kinder im künstlerischen Rahmen des
Projektes geschaffen haben, sondern macht auch das Ergebnis erfolgreicher
Literacy-Arbeit sichtbar.


Schwerpunkt der Kurt-Schumacher-Grundschule ist die Naturpädagogik. Im
Schulgarten werden Pflanzen gezogen, Hühner gehalten und Bienen
gezüchtet. Das Thema Vögel im Garten war naheliegend und
verselbständigte sich durch die Begeisterung der teilnehmenden Kinder zu
einem eigens ins Leben gerufenen Projekt, in welchem sowohl die
naturwissenschaftlichen als auch die künstlerischen und poetischen Seiten des
Themas einbezogen und bearbeitet wurden.
Grundlage bildeten mehrere Bücher, welche sich aus ganz unterschiedlicher
Sicht mit dem Thema beschäftigen:
Das Buch Morkels Alphabet von Stian Hole (Hanser Verlag 2014) handelt
oberflächlich von Vögeln; es zeigt in vielen digital bearbeiteten Collagen
unzählige Details, in denen sich die Geschichte eines Jungen widerspiegelt,
der scheinbar „nichts“ kann – dessen Fähigkeiten doch nach und nach
sichtbar werden. Die Vögel selbst treten nur klein und als Randerscheinungen
auf.
Das Buch Martha von ATAK (Aladin 2016) beschäftigt sich auf poetische Art
und Weise mit der letzten Wandertaube; hier malt der Autor die Taube in
zahlreichen Bildern immer wieder neu und setzt sie in einen ebenfalls bunt
illustrierten Kontext, in dem sich Figuren entdecken lassen, welche in der
Geschichte nicht vorkommen.
Ergänzend wurden klassische enzyklopädische / ornithologische Werke
verwendet, welche die Vogelarten beschreiben. Diese Bücher und einige
selbst gestaltete Bilder von Vögeln gaben den Kindern die Möglichkeit,
naturalistische Darstellungen zu betrachten und als Vorlage für eigene
Arbeiten zu nutzen.
Während des gemeinsamen Arbeitens an den einzelnen Zeichnungen
entstand das, was man bereits im Sinne von D. W. Winnicott als einen
‚Übergangsraum‘ bezeichnen kann: Im Zwischenbereich einerseits subjektiven
Erlebens der einzelnen Kinder und Erwachsenen und andererseits
objektivem / in der gemeinsamen Realität verbundenen Erlebens entstehen
spielerische Erfahrungen, die in der psychischen Entwicklung bei Kindern von
zentraler Bedeutung sind. Das Herstellen, Verwerfen und Bearbeiten von
Objekten (Werken), das gemeinsame ‚versunkene‘ Arbeiten im Raum – ohne
direkte Interaktion, aber in steter Präsenz einer wohlwollenden und
versorgenden erwachsenen Person, die ihrerseits ebenfalls in ihrem Arbeiten
konzentriert ist, lässt eine vertrauensvolle Atmosphäre des Spielens (Erfahrens)
und des Sich-Erlebens entstehen, die als potentieller Raum / Übergangsraum
bezeichnet wird und eine besondere Bedeutung in der kindlichen Entwicklung
einnimmt.
Um das Vertrauen der Kinder auch über den eigentlichen Schaffensprozess
hinaus zu fördern, schien es nur folgerichtig, mit ihnen gemeinsam ihre
eigenen Arbeiten an einem öffentlichen Ort vorzustellen und den Kindern
erste Ideen zu Ausstellungen, Ausstellungsräume und zur Kuratierung zu
vermitteln.


Letizia Silvestri
Besonderer Dank an: Laura Dickenson, Lutz Geburtig, Gregor Husemann,
Neila Kemmer, Florian Szavay, Doris Vogt, Sabine Zychma, Hanser Verlag